Überraschend, was zufällige Nettigkeiten bewirken können!

Vor ein paar Tagen stehe ich beim Hofer an der Kasse. Ein junger Mann hat ein paar Artikeln gekauft und möchte mit einem 20 EUR Schein in bar bezahlen. Er hat sichtlich wenig mit. Keine Tasche, keine Brieftasche, wahrscheinlich wollte er nur mal schnell sich einen Snack und ein Getränk holen. Doch dann blinkt das Kassenergebnis auf dem Display auf: EUR 23,60. Sichtlich nervös beginnt er in seinen Hosentaschen herum zu suchen. Er findet ein paar Cent. Doch das war es auch schon. Er schafft es nicht die drei Euro zusammen zu suchen. Ich stehe nach ihm an der Kasse, mein Wochenendeinkauf liegt bereit am Band, da merke ich die Not des jungen Mannes. Ohne viel Nachdenken schaue ich in meine Tasche, hole eine fünf Euro Note heraus und strecke sie ihm entgegen.

Er sieht mich ungläubig an. Ich deute, dass es schon in Ordnung ist. Er schafft es dennoch nicht mein Angebot anzunehmen. Seine Lösung: er geht ins Auto, um dort nach weiteren drei Euro Ausschau zu halten. In der Zwischenzeit bin ich an der Reihe. Als ich meine Kartenzahlung abgewickelt hatte, hat er es zurück ins Geschäft geschafft. Zufrieden hält er drei Euro in der Hand und reicht sie dem Kassierer. Dann dreht er sich zu mir um, ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht und bedankt sich, dass ich bereit gewesen wäre ihm das Geld zu schenken und ihm aus der Patsche zu helfen. Er bedankt sich dann draußen am Weg zum Auto noch einmal. Er freut sich. Ich freu mich. Wir freuen uns.

Hast du jemals erlebt, wie ein unerwartetes Lächeln oder eine freundliche Geste deinen Tag erhellt hat? Genau darum geht es bei „Random Acts of Kindness“ oder „zufälligen Nettigkeiten“. Diese kleinen, selbstlosen Handlungen sind darauf ausgerichtet, das Leben eines anderen Menschen zu bereichern – ohne dabei etwas zurückzuerwarten.

Diese Gesten, auch noch so klein, schaffen es den grauen Alltag freundlicher und liebevoller zu machen. Sie brauchen keinen Aufwand und bereiten Freude.

Was sind zufällige Nettigkeiten und woher kommen sie?

Die Idee der „Random Acts of Kindness“ entstand in den 1980er Jahren und wurde durch Anne Herbert (Schriftstellerin) populär, die auf eine Serviette schrieb: „Practice random kindness and senseless acts of beauty.“ Der Gedanke dahinter ist, durch Freundlichkeit und Altruismus die Welt ein Stück besser zu machen. Seitdem hat die Bewegung weltweit Aufmerksamkeit gewonnen und inspiriert Menschen, alltägliche Freundlichkeit aktiv zu leben.

Es sind sogar Gruppierungen entstanden, die sich darüber austauschen und das Freude bereiten systematisch praktizieren. Dabei geht es darum immer wieder unterschiedliche Wege zu finden, die Freude an die Mitmenschen zu bringen.

Der berühmte Speaker Ali Mahlodji hat einmal in einem seiner Posts erzählt, dass er im Kaffeehaus aus einer Laune heraus alle Menschen im Raum auf den Kaffee eingeladen hat. Er hat den Kellner gebeten den Zahlvorgang geheim mit ihm abzuwickeln. Dabei wollte er gar nicht, dass die Menschen wissen, dass er die Rechnung übernommen hatte. Er saß im hintersten Eck des Lokals und bestaunte die überrascht-freudigen Gesichtsausdrücke. Das gab ihm viel positive Energie zurück.

Was bewirken diese „random acts of kindness“ in der Gesellschaft?

Stell dir vor, Freundlichkeit würde sich wie ein Dominoeffekt verbreiten: Jemand erlebt eine nette Geste und fühlt sich inspiriert, diese an andere weiterzugeben. Studien zeigen, dass solche Handlungen die Verbundenheit in der Gemeinschaft stärken und eine positive Stimmung verbreiten. Sie tragen dazu bei, Stress zu reduzieren, Vertrauen aufzubauen und soziale Beziehungen zu fördern. Besonders in hektischen Zeiten können sie ein Moment des Innehaltens und der Menschlichkeit sein.

Beispiele für zufällige Nettigkeiten

  • Bezahle den Kaffee der Person hinter dir in der Warteschlange.
  • Schreibe einer Freundin eine Karte mit lieben Worten – einfach so.
  • Schenke jemandem ein Kompliment, das von Herzen kommt.
  • Helfe einem Nachbarn bei einer kleinen Aufgabe wie dem Schneeräumen.
  • Lass ein kleines Geschenk anonym auf dem Schreibtisch eines Kollegen liegen.

Diese Handlungen müssen nicht teuer oder zeitaufwendig sein. Wichtig ist, dass sie von Herzen kommen.

Warum profitierst auch du davon?

Interessanterweise wirken zufällige Nettigkeiten nicht nur auf den Empfänger, sondern auch auf den Geber positiv. Sie können Glückshormone wie Oxytocin und Dopamin freisetzen und das sogenannte „Helper’s High“ erzeugen – ein wohliges Gefühl, das unsere Stimmung hebt und Stress reduziert. Langfristig stärken solche Handlungen sogar die Resilienz und fördern unsere Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen.

Wie kannst du starten?

Die nächste Gelegenheit ist oft näher, als du denkst. Sei es das Tür-Aufhalten, ein anerkennendes „Danke“ oder ein kleiner Gruß an den Busfahrer – jede Geste zählt. Und wer weiß? Vielleicht inspirierst du andere dazu, das Gleiche zu tun.

Lass uns gemeinsam mehr Freundlichkeit in die Welt bringen. Probier es aus – du wirst sehen, wie gut es sich anfühlt!