Am Montag, dem 26. Mai 2025, fand im Atrium des Tullner Rathauses die Premiere der neuen Veranstaltungsreihe Tullner Dialoge statt. Rund 100 interessierte Besucherinnen und Besucher waren der Einladung zu diesem offenen Gesprächsabend gefolgt – ein klares Zeichen, wie groß das Bedürfnis nach ehrlichem und differenziertem Austausch in unserer Stadt ist.
„Im Gespräch bleiben – auch wenn es schwierig ist“
Bürgermeister Peter Eisenschenk eröffnete die Veranstaltung und betonte die zentrale Idee hinter dem neuen Format: Im Gespräch zu bleiben, selbst wenn Meinungen auseinandergehen oder Standpunkte schwer verständlich erscheinen. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen sei es wichtiger denn je, zuzuhören und miteinander zu reden statt übereinander.
Impuls von Kenan Güngör: Einblicke in Wahrnehmung und Vielfalt
Der renommierte Soziologe und Politikberater Kenan Dogan Güngör eröffnete den Abend mit einem Impulsreferat zum Thema „Integration, Vielfalt & Zusammenleben – Entwicklungen. Ambivalenzen. Perspektiven“. Er machte deutlich, wie sehr unsere Wahrnehmung selektiv funktioniert – insbesondere, wenn es um Migration geht. Oft dominieren Bilder von Extremgruppen unsere Vorstellung, während die breite Gruppe gut integrierter Menschen unbemerkt bleibt. Zugleich wies Güngör auf reale Herausforderungen hin, etwa im Umgang mit unterschiedlichen religiösen Praktiken oder Wertekonflikten im Alltag.
Besonders einprägsam war sein Vergleich zwischen der „Kamelgesellschaft“ und der „Dromedargesellschaft“: Während viele eine Polarisierung zwischen zwei gleich großen Lagern annehmen (zwei Höcker), gibt es in Wahrheit meist eine breite gesellschaftliche Mitte mit stark sichtbaren Rändern (ein Höcker) – ein Bild, das zum Nachdenken anregte.
Vielstimmige Diskussion am Podium
Im Anschluss an den Impuls diskutierten folgende Gäste am Podium:
- Mag. Murat DĂĽzel, Leiter der Koordinationsstelle fĂĽr Integrationsangelegenheiten beim Amt der NĂ– Landesregierung
- Oberstleutnant Sonja Fiegl, BA, Tullner Bezirkspolizeikommandantin
- Senad Kusur, MA, Imam der islamischen Glaubensgemeinschaft in Tulln
- Birgit Sibral, Lehrerin und Leiterin der Mittelschule 1 / Musikmittelschule Tulln
Moderiert wurde der Abend von Thomas Peischl, Öffentlichkeitsarbeit der Stadtgemeinde Tulln. In der Diskussion wurden nicht nur Herausforderungen offen benannt, sondern auch positive Erfahrungen aus der Praxis geteilt – vom respektvollen Umgang an Schulen über integrative Projekte bis hin zur Rolle der Polizei im interkulturellen Alltag.
Austausch, der Türen öffnet
Im Anschluss an das offizielle Programm kam es auch unter den Gästen im Atrium zu vielen angeregten Gesprächen. Der erste Tullner Dialog hat spürbar eine Türe geöffnet: für neue Denkansätze, für respektvollen Austausch – und für die Erkenntnis, dass wir nicht alle einer Meinung sein müssen, um ein gutes Miteinander zu gestalten.
Das Format wurde von vielen als wertvoll empfunden. Gleichzeitig gab es konstruktives Feedback: Die Themen sollten in Zukunft eventuell fokussierter gewählt werden, um Tiefe zu ermöglichen. Auch eine kleinere Podiumsbesetzung wurde angeregt. Das Organisationsteam nimmt diese Anregungen dankend auf und freut sich über weitere Rückmeldungen oder Themenvorschläge per E-Mail an hallo@stadtdesmiteinanders.at.


Stadt des Miteinanders – gemeinsam für ein gutes Zusammenleben
Die Stadt des Miteinanders ist eine Initiative der Stadtgemeinde Tulln, die zum Nachdenken, Mitgestalten und Mitreden einlädt. Ziel ist es, Räume zu schaffen, in denen respektvoller Austausch, bürgerschaftliches Engagement und neue Formen des Miteinanders möglich werden. Ob durch Veranstaltungen wie die Tullner Dialoge, Mitmachaktionen oder Kooperationen mit Bildungseinrichtungen – im Zentrum steht immer die Frage: Wie wollen wir in Tulln gemeinsam leben? Mehr dazu unter www.stadtdesmiteinanders.at