Ausstellung „Wir, Kinder Abrahams“ eröffnet

Die Eröffnung der Ausstellung „Wir, Kinder Abrahams“ in der Tullner Moschee war ein Fest der Gemeinsamkeit, der Kooperation und des Miteinanders. In der Ausstellung werden noch bis 30. Juni drei Bilderzyklen des niederösterreichischen Malers Ernst Degasperi gezeigt. Zeitlebens hatte der Maler sich um das Zusammenspiel der Kulturen und der Religionen bemüht. Die Bedeutung seiner Bemühungen stand im Zentrum der Reden und Ansprachen.

„Wir sind alle Brüder und Schwestern, denn wir haben denselben Ursprung“, erläuterte der Festredner, Prof. Martin Jäggle. Geschwister gehören zusammen, aber sie streiten auch miteinander. In Wahrheit sei aber der Streit nie das Problem, denn Auseinandersetzungen sind eine Form von Energie, meinte der Theologe und gelernte Physiker. Er zog einen Vergleich aus der Physik: „Strom ist Energie. Strom ist kein Problem. Das Problem ist erst der Kurzschluss!“
Mit einem Blick auf die Herausforderungen unserer Zeit und die Aktualität der Gedanken von Ernst Degasperi meinte er, „Der Auftrag der Zeit ist die Arbeit für den Frieden, nicht als Vorsatz, sondern als konkretes Tun.

In diesem Zusammenhang hob er die Bedeutung der Initiative der „Spirituellen Brückenbauer“ hervor, der Vereinigung der Geistlichkeit und von Vertretern aller großen Glaubensgemeinschaften in Tulln (katholisch, evangelisch, orthodox, islamisch), die sich unter dem Dach der „Stadt des Miteinanders“ zusammengefunden haben. Die selbst gestellte Aufgabe dieser Gruppe ist Brücken über Verschiedenheiten zu spannen, sei es über Religionen oder über Kulturen. Ihr Ziel ist die Förderung des Verständnisses dafür, dass man gemeinsam mehr ist als nur eine Summe von Teilen.

Am Ende seines Vortrages sagte er, dass es eine solche Kooperation in der Geschichte Österreichs noch nie zuvor gegeben habe. Bemerkenswert auch die Worte von Ümit Vural, dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreichs (IGGÖ). Seine Gedanken widmeten sich dem Weg, wie Miteinander und Gemeinsamkeit zu erreichen sind. „Würde und Wahrheit des anderen sind unverzichtbar. Es geht um Zuhören und Überwinden von Differenzen.“

Auch Bürgermeister Peter Eisenschenk bekannte sich dazu, das „Gemeinsame vor das Trennende“ zu stellen. Senad Kusur, Imam von Tulln meinte: „Wir alle haben den Auftrag, Menschen zu verbinden. Eine Brücke muss verbinden und muss auch etwas aushalten können.“ Und Clara Degasperi, die Tochter des Malers, erläuterte das Prinzip anhand des bewegten Lebens von Ernst Degasperi.

Sie alle sprachen von der Bedeutung, welche Tulln mit seinen Initiativen des Miteinanders, hat. Tulln setzt damit starke Zeichen, die in die richtige Richtung weisen und die konstruktive Gestaltung der Zukunft ermöglichen. Darauf können wir stolz sein!

Die Ausstellung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Miteinander mit allen Sinnen“. Das von den „Spirituellen Brückenbauern“ entwickelte Gesamtprogramm bietet während der Laufzeit der Ausstellung (von 20. Mai bis 30. Juni 2022) sehr interessante Vorträge und Workshops zu unterschiedlichen Themen, sowie einige Konzerte an.